Und der menschliche Hochmut wird gebeugt und der Männerstolz gedemütigt werden (Jesaja 2,17)

Der Prophet Jesaja hat eine gewaltige Vision. Vieles betrifft die damalige Situation des Volkes Israel. Darüber hinaus sieht er in einer endzeitlichen Vision, was geschehen muss und wird, wenn Gott sein Reich sichtbar für alle Menschen errichten wird. Das Reich des Herrn ist nicht einfach ein – wenn auch das beste – Angebot unter vielen. Das Reich Gottes verträgt sich nicht mit Dingen, die Gottes Wesen widersprechen. Es stellt sich die Frage, was gehört zum Reich Gottes und was steht ihm noch entgegen.

  •   Solange die Dinge, die dem Reich Gottes entgegenstehen, noch wirksam sind, können wir es nur andeutungsweise erfassen. Darum werden hier nur einige äußere Ereignisse erwähnt, Der Berg des Herrn (Jerusalem) wird eine besondere Bedeutung haben, und die Menschen werden dort hinströmen. Warum? Um in der Herrlichkeit des Herrn und in seiner Nähe zu sein.
  •  Das, was dem Reich Gottes entgegensteht, hat viele Gesichter, einige Beispiele, die Jesaja zu seiner Zeit sah, werden im Kapitel 2 aufgeführt. Die handgemachten Götzen zur Zeit Jesajas gibt es so nicht mehr, sie haben andere Gesichter  und sind nicht weniger verderblich. Das Äußere der Götzen kann sich ändern und ist nicht entscheidend. Und  so kommt es nicht darauf an, das Äußere zu entfernen, sonder die Quelle, das Woher zu finden und zu läutern.
    Stolz und Hochmut werden hier als Quelle genannt, aus denen unsere Götzen entstehen, und die dem Reich Gottes entgegensteht.

Stolz in Wikipedia: (Auszug)

  1.  „Stolz  ist das Gefühl einer großen Zufriedenheit mit sich selbst, einer Hochachtung seiner selbst – sei es der eigenen Person, sei es in ihrem Zusammenhang mit einem hoch geachteten bzw. verehrten „Ganzen“.
  2.  Für die römisch-katholische Kirche ist Stolz (so der Weltkatechismus, KKK 1866) resp. Hochmut, Hoffart oder Überheblichkeit, lat. superbia, die erste der sieben Hauptsünden oder, bei Thomas von Aquin, eine Wurzelsünde noch über den Hauptsünden.
    Stolz ist nach Thomas „ein ungeordnetes Streben nach eigenem Herausragen“
    Nach St. Gregor kommt Stolz in vier Formen vor, nämlich:
    1. das Gute, das man besitzt, sich selbst zuzuschreiben,
    2. es zwar auf Gott zurückführen, aber auf Rechnung der eigenen Verdienste setzen,
    3. sich Vorzüge beilegen, die man nicht besitzt,
    4. Vorzüge, die man besitzt, mit Selbstgefälligkeit und Verachtung anderer hervor kehren.
  3.  Mitunter wird der Stolz in zwei Formen unterteilt: eine gesunde und eine kranke, das heißt neurotische Form (zum Beispiel propagiert von Karen Horney in ihrem Buch Neurose und menschliches Wachstum).
    –  Neurotischer Stolz ist es, wenn man stolz auf etwas ist, was man nicht selber geschaffen hat,
    – oder eine andere neurotische Form ist natürlich auch, Leistungen erbracht zu haben, die gegen die Menschen gerichtet sind, zum Beispiel stolz zu sein, möglichst viele Leute betrogen zu haben.
    – Gesunder Stolz liegt jedoch vor, wenn man etwas für sich (beispielsweise Ablegen einer Dissertation, Abitur) oder für die Gemeinschaft geleistet hat.

Die Definition in Punkt 2 nach St. Gregor zeigt wichtige Äußerungen des Stolzes. Die kirchliche Definition sieht keine gute Variante des Stolzes. Das entspricht auch den aufgeführten Bibelstellen.
Die 1, Definition zeigt, worum es eigentlich geht: „das Gefühl einer großen Zufriedenheit“. Neben dem Überlebenswillen ist der Wunsch nach Zufriedenheit unsere wichtigste Motivation. Da wir auf Beziehungen ausgelegt sind, brauchen wir zum Erhalten der Zufriedenheit Partner. Woher kann diese Zufriedenheit kommen?

  1.   Aus uns heraus: Persönliche Vorzüge und Leistungen können uns Zufriedenheit vermitteln, wenn wir uns dadurch anerkannt fühlen. Dies ist der oben unter Punkt 3 genannte gesunde Stolz. Die Gefahr ist, dass wir dabei in eine Abhängigkeit von Menschen kommen.  Diese Abhängigkeit kann eine Last sein oder uns in eine Krise führen.
  2.   Harmonie zwischen uns und unseren Umständen: Dies ist ein Ausnahmezustand, der vielleicht durch bestimmte Meditationstechniken erreichbar ist. Aber es sieht aus wie eine Weltflucht und verkappter Stolz: „Ich brauche Euch nicht!“
  3.   Von Außen her: Jemand sucht eine Beziehung mit mir und zeigt mir seine Zuneigung und Liebe.
    – Das geschieht bei gesunden menschlichen Beziehungen.
    – Das sollte auch das Normale in einer christlichen Gemeinschaft oder Gemeinde sein.
    – Das ist Gottes Wesen, denn er liebt jeden Menschen.
    Aber jede Beziehung kann mir nur soweit Zufriedenheit geben, wie ich sie selbst eingehe und soweit wie sie belastbar ist. Die Beziehung zu Gott ist die einzige, die unbegrenzt belastbar ist.

Wenn unsere Beziehung zu Gott tief sein soll, so tief, wie er es sich wünscht, müssen wir uns dafür entscheiden unsere Zufriedenheit nicht aus uns heraus zu erstreben, sondern von ihm durch alles, was er uns jeden Tag schenkt und durch seine Nähe, die wir durch eine innere Gewissheit oder andere Erfahrungen mit ihm, erhalten.

Die Entscheidung unsere Zufriedenheit von ihm zu erwarten, bedeutet auch, dass wir bereit sind, allen Stolz abzugeben und als etwas zu erkennen, das uns nicht zu ihm führt sondern uns von ihm trennt.  Und wir müssen uns entscheiden, was die treibende Kraft in unserem Leben sein soll.

  • Stolz: Ich behalte die volle Kontrolle  über mein Leben, ich versuche es jedenfalls.
  • oder Liebe: Ich gebe die Kontrolle ab an Gott, der mich von Anfang an unbegrenzt liebt. Ich lass mich von ihm so umwandeln, dass ich seine Liebe und alle Gaben, die darin eingeschlossen sind, auch aufnehmen kann. Wenn ich so seine Liebe aufnehme, bekomme ich auch das Wesen der Liebe, die für Gott und die, die er liebt, da sein will.

Diese Umwandlung vom Wesen des Stolzes zum Wesen der Liebe ist ein lebenslanger Prozess.  Immer wieder muss ich Dinge sterben lassen, die nach menschlichen Maßstäben gut sein können, die aber den falschen Mittelpunkt haben, mein Ego und nicht Gott.  Ich habe in der Bibel – besonders im neuen Testament –  nur wenige Stellen gefunden, die mit Stolz zu tun haben. Die Bibel ist kein Gesetzbuch,  das nur beschreibt was falsch und sündig ist, sondern sie ist wesentlich der Liebesbrief Gottes, der uns zeigt, was er für uns tut, damit wir in eine immer engere Gemeinschaft mit ihm hineinwachsen. Wieweit wir davon noch entfernt sind, wissen wir nicht, aber wir wissen, dass der Weg mit ihm dahin führt, weil er es beschlossen hat und treu ist.

Es gibt Dinge, wo Stolz offensichtlich ist, aber viele Dinge, die unser Denken und Handeln mit einer Wurzel des Stolzes bestimmen, kann nur der Heilige Geist offenbaren. Darum kann hier keine umfassende Aufzählung erstellt werden, sondern jeder, der sich angesprochen fühlt möge selbst sein Herz prüfen und den Artikel auch mit einem Kommentar ergänzen.

  • zu großer Eifer für Gott und die Gemeinde, kann mich überheblich und stolz machen.
  • zu große Angst, zu versagen, kann aus dem Stolz erwachsen, meine Erwartungen oder die von anderen Menschen  höher zu stellen, als die Liebe Gottes zu mir und das Vertrauen auf seine Hilfe und seine Gaben für mich.
  • Angst vor Spott anderer Menschen, vor Benachteiligungen oder Verfolgung  zeigt, dass ich die Kontrolle über mein Leben noch nicht ganz an Gott abgegeben habe.
  • Angst vor der Zukunft zeigt, dass ich nicht nur Verwalter der Gaben, die Gott mir anvertraut hat, sein will, sondern selbst meine Sicherheit im Griff behalten möchte.

Wo auch immer Stolz in meinem Herzen aufgedeckt wird, es ist eine Hilfestellung und auch ein  Zeichen der Liebe  Gottes, dass ich auf dem Weg bin, aber noch nicht am Ziel.  Und es ist das Angebot und eine Ermutigung,  einen Schritt weiter zugehen.


Bibelstellen
Jesaja. 2,2 Es wird in späteren Zeiten geschehen, dass  der Berg des Hauses des Herrn fest gegründet an der Spitze der Berge stehen und über alle Höhen erhaben sein wird,, und es werden alle Heiden zuströmen.
12 Denn es kommt ein Tag vom Herrn der Heerscharen über alles Stolze und Hohe und über alles Erhabene, dass es erniedrigt werde.
17 Und der menschliche Hochmut wird gebeugt und der Männerstolz gedemütigt werden. der HERR allein aber wird erhaben sein, an jenem Tag.  (Genfer Studienbibel)
1. Johannes 2.16 denn alles, was in der Welt ist, die Lust des Fleisches und die Lust der Augen und der Hochmut des Lebens, ist nicht vom Vater, sondern ist von der Welt.
2.17 Und die Welt vergeht und ihre Lust; wer aber den Willen Gottes tut, bleibt in Ewigkeit. (Elberfelder)

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