Das ganze Universum oder wahrer gesagt die ganze Schöpfung ist so angelegt, dass es Wechselwirkungen zwischen den Elementen gibt. Ich möchte diese Wechselwirkungen Beziehungen nennen. Es gibt unterschiedliche Beziehungen:
- Elementare Beziehungen denen ich nicht ausweichen kann: Sogar ein Staubpartikel, das sich frei im Universum bewegt, hat durch die Anziehungskraft eine (Wechsel) – Beziehung zu anderen Teilen im Universum. Auf die Schwerkraft kann man reagieren, man kann sie überwinden, aber man kann ihr nicht vollkommen ausweichen.
- Elementare Beziehungen denen ich ausweichen kann: Strahlungen, wozu auch das Licht gehört sind Übertragungsformen für verschiedene Energien, die wir zum Leben brauchen, die aber auch unser Leben gefährden können. Zum Beispiel Licht, Wärmestrahlung aber auch Radioaktivität. Diese Beziehungen (Strahlungen) kann ich mehr oder weniger gut abhalten, so dass ich vor ihnen im Schatten stehe.
- Organisierte Beziehungen in Wirtschaft, Infrastruktur und Politik. Hierdurch werden die persönlichen Lebensbedingungen bestimmt und ich kann an meinem Platz daran mitgestalten.
- Beziehung zwischen verschiedenen Gruppen von Menschen. Vereine, Volksgruppen, Städten, Ländern, Völkern Kontinenten. Diese Beziehungen können über Wohl ergehen und Frieden vieler Menschen bestimmen.
- Zwischenmenschliche Beziehungen. Unser Leben wird geprägt von vielen Begegnungen jeden Tag. Diese Beziehungen können wir intensiv oder zurückhaltend mitgestalten, aber wir können ihnen nicht ausweichen, auch wenn wir von der Menschheit enttäuscht sind. Es gibt vorgegebene Begegnungen im Beruf, bei alltäglichen Erledigungen und es gibt Begegnungen, die wir uns selbst ausgesucht haben, dazu gehört eine Familie, die wir mitgestaltet haben oder aber die Gemeinde in der wir uns einbringen. Hier hat Paulus die Grundregel formuliert, die uns hier beschäftigen soll: Nehmt einander an
- Beziehung zur unsichtbaren Welt zwischen Gott und Mensch. Gott ist unser Schöpfer, das kann man leugnen, aber man kann es damit nicht ändern. Wie Gott die ganze Schöpfung durch Beziehungen geordnet hat, ist der Mensch, der nach dem Ebenbild Gottes geschaffen ist, für eine Beziehung zu Gott geschaffen. Diese Beziehung beginnt damit, dass Gott jeden Menschen mit seinem Segen beschenkt, dem Wunder des Lebens und vielen Möglichkeiten, dies Leben zu gestalten. Aber die Menschheit, hat die Segnungen Gottes nicht wirklich angenommen, darum scheint uns der Segen Gottes oft verschlossen zu sein. Gott erhält unser tägliches Leben, das ist unverdient. Aber über das hinaus bietet Gott uns mehr an. Er bietet uns an, eine persönliche Beziehung mit uns einzugehen. Und um in dieser Beziehung stehen zu können, bietet er uns an, uns durch das Blut Jesu rein zu waschen und Vergebung zu erhalten. Aber wir müssen diese Beziehung von ganzem Herzen wollen und Ja sagen, Herr du sollst mein Gott sein. Wir müssen Gott als unseren Gott anerkennen, anders geht es nicht, denn er ist Gott und wir seine Geschöpfe. Gott liebt uns und Wesen dieser Liebe ist es, dass er uns annimmt. Das Leben Jesu und seine Begegnungen mit vielen Menschen zeigen wie dies aus Liebe wachsende annehmen aussieht. Paulus ermahnt uns „nehmt einander an“ – und das Modell dafür wie es geht ist das Leben Jesu – daher ergänzt er seine Mahnung:
„wie Christus euch angenommen hat“. Und alles hat ein hohes Ziel „zum Lobe Gottes“. - Beziehung zur unsichtbaren Welt: Einfluss Satans auf die Welt. Satan kann keine Beziehungen aufbauen und schon gar keine tiefen, er versucht uns in eine Abhängigkeit eine möglichst tödliche Abhängigkeit zu führen. Er hat dabei ein Prinzip, das bei der Versuchung Jesu deutlich wird. Er versucht einfach uns dazu zu bringen, dass wir das Ziel „zum Lobe Gottes“ aus den Augen verlieren und ein Ziel wählen „zu unserem Vorteil oder unserem Ansehen“, ohne dabei Gott als Geber aller guten Gaben zu ehren. Jesus hätte die Vollmacht gehabt aus Steinen Brot werden zu lassen, aber es hätte ihn von dem Weg abgebracht, den der Vater mit ich gehen wollte. Ähnliches gilt für die beiden anderen Versuchungen.
Menschen leben immer in Beziehungen zu anderen Partnern. Da kein Mensch isoliert allein für sich lebt, bestimmen diese partnerschaftlichen Beziehungen unser ganzes Leben. Viele tägliche Beziehungen laufen routinemäßig, sie sind einfach Alltagsgeschehen. Aber mit einem kleinen Lächeln, spürbarem Wahrnehmen des Andern kann Farbe in den Alltag kommen. Da kann jeder entsprechend seinen persönlichen Gaben kreativ sein.
Ob ich jemanden wirklich annehme, zeigt sich immer wieder an Kleinigkeiten.
- Die Begrüßung: Wenn ich jemanden mit Händedruck begrüße, schaue ich ihm auch in die Augen? Wenn ich während des Händedrucks, den Augenkontakt übergehe und schon zu dem Nächsten blicke, ist die Begrüßungsrunde zwar schneller durchlaufen, aber de Begrüßte kann sich gering geachtet vorkommen und er hat wahrscheinlich recht damit.
- Im Gespräch den Anderen unterbrechen. Auch wenn ich zu dem Thema meines Gesprächspartners etwas Wichtiges zu sagen habe, ist eine Unterbrechung seiner Rede nicht nur unhöflich, sondern sie zeigt auch meine mangelnde Achtung gegenüber meinem Gesprächspartner. Es kann angemessene Gründe für ein Unterbrechen meines Gesprächspartners geben, wenn er zum Beispiel meine Frage falsch verstanden hat oder selbst einem eindeutigen Irrtum unterliegt. Aber auch dann sollte die Wortwahl bei meiner Unterbrechung deutlich machen, dass ich ihn achte.
- Im Gespräch nicht eingehen auf das Gesagte. Es mag sein, dass zudem was mein Gesprächspartner sagt, ich nichts zu ergänzen habe, aber zumindest sollte ich zu erkennen geben, dass ich seine Worte aufgenommen habe und ernst nehme.
- Im Gespräch Desinteresse zeigen. Es mag sein, dass mein Gesprächspartner ein für mich uninteressantes oder aber ein heikles Thema anspricht, über das ich nicht reden mag, mein Desinteresse mit den Worten „Das interessiert mich nicht“ deutlich zu machen ist vielleicht ehrlich, aber es zeigt auch, dass ich nicht versuche mein Gegenüber anzunehmen.
- Im Gespräch die Ehrlichkeit anzweifeln. Es mag sein, dass das was mein Gesprächspartner sagt, meinen Erfahrungen widerspricht und mich zum Widerspruch reizt, dann kann ich nachfragen, aber ihn der Lüge zu bezichtigen ist eine persönliche Ablehnung, die das gegenseitige Vertrauen beeinträchtigt.
- Im Gespräch überheblich auftreten: Vielleicht habe ich ja mehr Erfahrung bei einem Gesprächsthema aber, wenn ich das dazu benutze, das geringwertig zu beurteilen, was mein Gesprächspartner selbst dazu beiträgt, habe ich in diesem Punkt das Vertrauen zerstört.
Jeder Kontakt in einer Beziehung ergibt sich in einer anderen Situation und hat ein eigenes Thema. All das sollte in eine Begegnung eingehen, wenn ich dem Anderen dabei den Eindruck übermitteln möchte, dass ich ihn annehme. Von Jesus können wir hier lernen. Ich führe dazu einige Beispiele an:
- Maria, die sich auch zu den Füßen Jesu niedersetzte und seinem Wort zuhörte. (Lukas 10,31) Maria aber hat das gute Teil erwählt.
Als Maria Jesus sieht, ist sie so von ihm, seinen Worten fasziniert, dass sie alles um sich herum vergisst. Sie vergisst, dass Jesus ein Besucher bei ihnen ist, der als Gast behandelt werden muss. Sie vergisst, dass sie eigentlich, ihre Schwester unterstützen müsste. Jesus hat das alles gesehen, aber er sieht tiefer in ihr Herz. Da sieht er das Verlangen, etwas aus seinem Mund aufzunehmen, was ihr inneres Verlangen stillt. Sie ist ganz auf ihn konzentriert, ganz mit ihm verbunden und da wächst eine innere Gewissheit und Reife, die ihr Wesen prägt und die bleibende Frucht trägt. - Martha: eine Frau mit Namen Martha nahm ihn in ihr Haus auf. .. Jesus aber antwortete und sprach zu ihr: Martha, Martha! Du bist besorgt und beunruhigt um viele Dinge; eins aber ist nötig. Maria aber hat das gute Teil erwählt (Lukas 10,38,41,42)
Martha weiß, was Gastfreundschaft bedeutet und welche Verpflichtungen damit verbunden sind. Jesus nimmt diese Gastfreundschaft an. Sie ist die Gastgeberin, es wird ja gesagt „Martha nahm ihn in ihr Haus auf.“ Martha nimmt diese Stellung und die damit verbundenen Pflichten an. Sie freut sich sicher auf die Gespräche bei der gemeinsamen Mahlzeit, sie ist treu in dem was ihre Aufgabe ist. Martha hat Jesus eingeladen und damit auch die Pflichten einer Gastgeberin übernommen. Wie es üblich war, hat sie ihm wohl auch die staubigen Füße gewaschen. Jesus hat das gewürdigt, denn sie hat nichts Schlechtes getan, sondern etwas um ihm zu dienen. Sie ist treu und Treue bereitet das vor, auf dem eine innigere Beziehung wachsen kann. Treue ist wichtig, aber es kann Wichtigeres geben als gesetzliche Treue zur falschen Zeit. Und so ist Jesu Aussage mit dem Hinweis „eins aber ist nötig“ eine freundliche Erinnerung, daran, dass die Alltagspflichten zwar wichtig sind und erledigt werden müssen, sie aber nur das Umfeld zu dem sind, was Frieden, Geborgenheit und Nähe zu Gott und Jesus bewirkt und damit wichtiger ist. Sie hat sich sicher ohne Vorwürfe über Jesu Worte von ihrer Schwester berichten lassen und Gott gedankt, dass er in ihr Haus gekommen ist und sie damit beschenkt hat. - Die Samariterin: Kommt, seht einen Menschen, der mir alles gesagt hat, was ich getan habe; (Johannes 4,29)
Jesus war mit seinen Jüngern zur Mittagszeit in eine Stadt in Samaria. Da sie dort keine Freunde hatten, die sie einluden, mussten die Jünger etwas zu Essen kaufen. Jesus wartete an dem Brunnen außerhalb der Stadt. Da kam eine Samaritanerin allein aus der Stadt, allein weil sie einen schlechten Ruf hatte. Sie sah Jesus und erkannte, dass er ein Jude ist und daher keinen Kontakt mit Samaritanern und schon gar nicht mit deren Frauen haben darf. Aber sie kommt trotzdem, sie ist es gewohnt, ihre Aufgaben zu erledigen, auch wenn sie damit rechnet verächtlich angesehen zu werden. Aber Jesus handelt ganz anders. Mit der Bitte um einen Becher Wasser gibt er ihr Würde zurück. Es ist eine Würde, die sonst den Samaritanern von den Juden verweigert wird. Sie ist davon ganz überwältigt und das steigert sich noch als Jesus ihr sagt, wie es in ihrem Leben aussieht. Jesus stellt sie eigentlich bloß, aber die Begegnung mit Jesus gibt ihr eine neue Hoffnung, die sie in ihre Stadt weitergibt. - Syro-Phynizerin: Markus 7.27 Und er sprach zu ihr: Lasst zuerst die Kinder satt werden, … 7.28 Sie aber antwortete und spricht zu ihm: Ja, Herr; auch die Hunde essen unter dem Tisch von den Krumen der Kinder. 7.29 Und er sprach zu ihr: Um dieses Wortes willen geh hin! Der Dämon ist aus deiner Tochter ausgefahren.
Jesus Kommt in einer Stadt mit Nichtjuden in ein Haus. Da er zuerst zu den Juden gesandt ist, sieht er hier nicht seinen Auftrag und will unbemerkt bleiben, aber das gelingt nicht, sein Anwesenheit spricht sich herum. Da kommt eine Syro-Phynizerin, die um Befreiung für ihre von Dämonen befallenen Töchter innständig vor Jesu Füssen bittet. Im Gegensatz zu der Samaritanerin ist es keine Frau, der man ihre Würde als Frau abgesprochen hat, sie ist einfach verzweifelt und schöpft aus ihrer Verzweiflung den Mut ihre Not vor Jesu Füße zu bringen. Aber Jesus geht nach dem Bekenntnis ihrer Not noch ein Stück weiter. Er führt das Gespräch noch ein Stück weiter, bis sie sich dazu bekennen muss, ich habe gar kein Recht auf deine Hilfe. Sie bekennt das, aber sie appelliert über alles Recht an Jesu Gnade. Und Jesus ist gnädig und erfüllt ihr Flehen. - Der Aussätzige: Matthäus 8.2 Und siehe, ein Aussätziger kam heran und warf sich vor ihm nieder und sprach: Herr, wenn du willst, kannst du mich reinigen. 8.3 Und er streckte die Hand aus, rührte ihn an und sprach: Ich will. Sei gereinigt! Und sogleich wurde sein Aussatz gereinigt.
Der Aussätzige hat gehört, dass Jesus Krankheiten heilen kann. Das was er gehört hat, reicht ihm zu Jesus zu kommen in der Hoffnung, dass er geheilt wird. Er überschüttet Jesus nicht mit Jammern und Bitten er erkennt die Vollmacht Jesus und weiß, dass Jesus nur das tut, was er tun will. Jesus lässt sich nicht von Menschen drängen etwas zu tun. An anderer Stelle sagt er, dass er nur tut, was er den Vater tun sieht. Dieser Glaube und diese Erkenntnis reichen aus, dass Jesus den Aussätzigen heilt. - Der Hauptmann: Matthäus 8.8 Der Hauptmann aber antwortete und sprach: Herr, ich bin nicht würdig, dass du unter mein Dach trittst; sondern sprich nur ein Wort, und mein Diener wird gesund werden.
Der Hauptmann gehörte zur römischen Besatzung, er hatte große Vollmachten und wenn er etwas wollte, konnte es ihm niemand verwehren. Aber er erkannte, dass Jesus eine Vollmacht hatte, die er nicht hatte und bei Jesus erkannte er eine Autorität die er nicht hatte und die ihn selbst unwürdig erscheinen ließ. Er war offen, das zu glauben, was er im Wirken Jesu sah. Er hatte auch keine Angst, dass das Wirken Jesu seinem Ansehen und seiner Macht schaden könnte, wie es z.B. bei vielen Pharisäern war. Dieser bedingungslose Glaube bewegt Jesus, seinen Diener zu heilen. - Nikodemus: Johannes 3.11 Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wir reden, was wir wissen, und bezeugen, was wir gesehen haben, und unser Zeugnis nehmt ihr nicht an. 3.12 Wenn ich euch das Irdische gesagt habe, und ihr glaubt nicht, wie werdet ihr glauben, wenn ich euch das Himmlische sage?
Nikodemus ist Pharisäer, er will mehr von Jesus wissen, aber das soll niemand merken, darum kommt er bei Nacht. Er ist in einem inneren Zwiespalt, er ahnt zwar, dass Jesus mehr ist, als die Pharisäer wahrhaben wollen und darum sucht er das Gespräch mit Jesus, aber er will das Ansehen bei den Pharisäern nicht verlieren darum die Geheimnistuerei. Alles was er von Jesus gehört hat, hat ihn nicht bewegt, die biblischen Aussagen über den Messias neu zu überdenken und Jesus zu vertrauen. Ohne dies Vertrauen kann Jesus ihm nicht wirklich helfen, seine innere Unruhe zu stillen, aber er deutet ihm die Schrift. Nikodemus wird nicht zum Nachfolger Jesu, aber die Begegnung wirkt in ihm weiter. - Der reiche Jüngling: Matthäus 19.16 Und siehe, einer trat herbei und sprach zu ihm: Lehrer, was soll ich Gutes tun, damit ich ewiges Leben habe? 19.19 ehre den Vater und die Mutter; und: du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. 19.20 Der Jüngling spricht zu ihm: Alles dies habe ich befolgt. Was fehlt mir noch? 19.21 Jesus sprach zu ihm: Wenn du vollkommen sein willst, so geh hin, verkaufe deine Habe und gib den Armen, und du wirst einen Schatz im Himmel haben. Und komm, folge mir nach! 19.22 Als aber der Jüngling das Wort hörte, ging er betrübt weg, denn er hatte viele Güter.
Der Jüngling spürt, dass ihm noch etwas fehlt, ihm fehlt die Sicherheit, einmal ins ewige Leben einzugehen. Er ist reich und gewohnt, mit Geld alles, was er braucht beschaffen zu können. Jesus sieht, dass er mit seinem Geld viel Gutes tut, aber er hängt trotzdem an seinem Vermögen und dem, was es ihm alles ermöglicht. Der ersten Forderung Jesu, die Gebote einzuhalten, kommt er nach. Obwohl Jesus zunächst nichts Weiteres fordert, befriedigt ihn diese Antwort nicht. Er spürt, dass es mehr gibt und fragt Jesus weiter. Mehr als ein Gott gehorsames Leben ist die wahre Nachfolge Jesu. Was dieser Nachfolge entgegensteht, sind Abhängigkeiten und Bindungen, die unser Denken, unsere Zeit unsere Gaben und unser Leben ausfüllen. Ob das was unser Alltagsleben ausfüllt uns mit Dankbarkeit und Freude über die Gaben Gottes erfüllt oder ob es eine Bindung geworden ist, auf die wir nicht mehr verzichten können, zeigt sich oft erst dann, wenn wir aufgefordert werden etwas los zu lassen. Es ist der Test, was ist uns wichtiger die Gabe oder der Geber. Nicht jeder der von Gott reich mit Gaben beschenkt wurde, wird auch getestet, ob er auch bereit ist, sie wieder zurückzugeben. Der Jüngling wollte viel, darum musste Jesus verlangen, dass er seine Bindungen an den Reichtum aufgibt, nicht langsam, sondern radikal sofort. Der Jüngling war noch nicht soweit, dass er alles loslassen konnte. Wenn ich Jesus besonders nahe sein will, wird er mich auch besonders läutern, das Loslassen von noch bestehenden Bindungen gehört zu diesem Läuterungsprozess. - Der Oberzöllner Zachäus Lukas 9.2 Und siehe, [da war] ein Mann mit Namen Zachäus, und der war ein Oberzöllner und war reich. 19.3 Und er suchte Jesus zu sehen, wer er sei; und er konnte es nicht vor der Volksmenge, denn er war klein von Gestalt. 19.4 Und er lief voraus und stieg auf einen Maulbeerfeigenbaum, damit er ihn sehe; denn er sollte dort durchkommen. 19.5 Und als er an den Ort kam, sah Jesus auf und erblickte ihn und sprach zu ihm: Zachäus, steige eilends herab, denn heute muss ich in deinem Haus bleiben. 19.6 Und er stieg eilends herab und nahm ihn auf mit Freuden. 19.7 Und als sie es sahen, murrten alle und sagten: Er ist eingekehrt, um bei einem sündigen Mann zu herbergen. 19.8 Zachäus aber stand und sprach zu dem Herrn: Siehe, Herr, die Hälfte meiner Güter gebe ich den Armen, und wenn ich von jemand etwas durch falsche Anklage genommen habe, so erstatte ich es vierfach. 19.9 Jesus aber sprach zu ihm: Heute ist diesem Haus Heil widerfahren, weil auch er ein Sohn Abrahams ist; 19.10 denn der Sohn des Menschen ist gekommen, zu suchen und zu erretten, was verloren ist.
Als Oberzöllner war Zachäus der Steuereintreiber der Römer, das machte ihn unbeliebt und er wurde als Sünder eingestuft. Er hatte viel mit Menschen zu tun und musste nach dem schauen, was man vor ihm lieber verheimlichte. Er hatte daher eine gute Menschenkenntnis, aber was er über Jesus hörte, verstand er nicht, das konnte er mit seiner Menschenkenntnis nicht einordnen. Aber es faszinierte ihn und machte ihn sehr neugierig. Er suchte Jesus zu sehen, wer er sei. Dies Verlangen gab ihm die Energie, alle Hindernisse, die vor ihm standen zu überwinden:- o Ich habe die Leute übers Ohr gehauen, da schäme ich mich.
- o Die Leute mögen mich nicht, da kann ich mich nicht sehen lassen.
- o Ich bin zu klein, da kann ich Jesus sowieso nicht sehen.
Aber sein Verlangen Jesus zu sehen, lässt ihn all diese Hindernisse überwinden. Jesus sieht Zachäus, wie er in einen Baum geklettert ist, um sich einen Überblick zu verschaffen. Und Jesus sieht, dass dies nicht aus purer Neugierde geschieht, sondern weil Zachäus dem Verlangen seines Herzens nachgibt, Jesus kennen zu lernen. Jesus antwortet auf dies Verlangen, nicht mit schönen Worten des Lobes oder der Ermutigung sondern dadurch, dass er bei ihm auch ohne Einladung einkehrt. Jesus kehrt da bei Menschen ein, wo die Türen offen sind und er sieht wo die Türen offen sind, ihn einzulassen. Wenn Jesus bei einem Menschen einkehrt, hat das eine Wirkung der Selbsterkenntnis auch ohne, dass er es aussprechen muss. So entschließt sich Zachäus, den von ihm angerichteten Schaden dopelt wieder gut zu machen und sein Vermögen mit den Armen zu teilen, dies ist selbst auferlegte Buße und Zeichen seiner Anteilnahme an dem Leid anderer.
- Zwei Blinde Matthäus 20.30 Und siehe, zwei Blinde, die am Weg saßen und hörten, dass Jesus vorübergehe, schrien und sprachen: Erbarme dich unser, Herr, Sohn Davids! 20.31 Die Volksmenge aber bedrohte sie, dass sie schweigen sollten. Sie aber schrien noch mehr und sprachen: Erbarme dich unser, Herr, Sohn Davids! 20.32 Und Jesus blieb stehen und rief sie und sprach: Was wollt ihr, dass ich euch tun soll? 20.33 Sie sagen zu ihm: Herr, dass unsere Augen aufgetan werden. 20.34 Jesus aber, innerlich bewegt, rührte ihre Augen an; und sogleich wurden sie sehend, und sie folgten ihm nach.
Die Blindheit der Beiden war nicht nur ein Handicap, sie waren am Rande der Gesellschaft, da war kein Helferkreis, der sich, wo es nottat, um sie kümmerte, sie waren nur auf Almosen angewiesen. Ihr Leben war einfach erbarmenswürdig. Sie hatten von Jesus gehört, dass er vielen Menschen auf unterschiedliche Weise geholfen hatte. Sie wussten aber wohl nicht, wie er ihnen helfen könnte. Ihr Schrei „Erbarme dich unser“ , zeigt ihre Hoffnung, dass Jesus an irgendeiner Stelle ihrer Not abhelfen kann. Jesus erbarmt sich und fordert sie auf, ihren Hilfeschrei zu konkretisieren: „Was wollt ihr, dass ich euch tun soll„. sie antworten, „Herr, dass unsere Augen aufgetan werden„. Jesus erhört sie und sie werden wieder sehend. Jesus hört auf das Schreien derer, die in Not sind, aber er wartet auf eine konkrete Bitte. Mit dieser Bitte gibt Jesus den Blinden Würde, sie sind bei Jesus nicht auf Almosen angewiesen nicht nur auf das, was Anderen abzugeben leichtfällt und was ihnen das Gefühl gibt, gute Menschen zu sein. Jesus gibt den Blinden das Recht, eine konkrete Bitte vorzubringen. Rechte zu haben, das gehört zur menschlichen Würde. Und sie nehmen dies Recht wahr und wollen, dass ihr Augen aufgetan werden. Dies war auch der naheliegendste Wunsch. Aber sie hätten auch etwas Anderes oder mehr wünschen können.
Wir sollten es lernen unsere Bitten an Gott nicht nur an unseren momentanen Mängeln anzupassen, sondern auf die Möglichkeiten unseres großen Gottes für seine Pläne mit unserem Leben.
Jede Begegnung Jesu mit Menschen hat ihren eigenen Ablauf, darum kann ich kein Rezept formulieren, aber es sind Wesensmerkmale Jesu zu erkennen, die auch wir immer mehr annehmen sollten.
- Dem Nächsten Würde geben. Im 1. Artikel des Grundgesetzes heißt es: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“. Die Gerichte und als letzte Instanz das Verfassungsgericht sind bei Verletzungen dieses Artikels für die Einhaltung zuständig. Doch gibt es genügend Bereiche in denen die Würde des Menschen nicht garantiert ist. Man kann da an das ungeborene Leben in den ersten Wochen denken, oder an das was sich in zerrütteten Ehen abspielt. Oft verletzen Vorurteile, Mobbing oder seelischer und sexueller Missbrauch die Würde von Menschen, das kann sehr prägend sein und ein Gefühl der Unwürdigkeit hinterlassen, ohne das alle Verletzungen geheilt werden können. Es gibt keine Medizin zur Verabreichung dieser staatlich zugesprochenen Menschenwürde. Nur die Liebe und Achtung der Bezugspersonen kann einem Menschen diese Menschenwürde vermitteln.
Die Würde, die Gott uns gibt ist noch viel höher, wir lesen im 1. Buch Mose 1.27 Und Gott schuf den Menschen nach seinem Bild, nach dem Bild Gottes schuf er ihn; als Mann und Frau schuf er sie.
Nach Gottes Bild geschaffen, das steht über unserem Leben und das gibt uns eine Würde, die uns anders als bei der Menschenwürde niemand nehmen kann. Vor Gott haben wir diese Würde, aber sie ist ein Erbe, das wir annehmen müssen, um damit leben zu können. Und viele Menschen leben nicht in dieser Würde, weil Vorurteile und das Verhalten anderer Menschen ihnen den Blick auf die von Gott gegebene Würde verwehrt haben. Jesus ist vielen solcher Menschen begegnet und er hat ihnen in einer persönlichen Begegnung ihre Würde gegeben und erfahrbar gemacht.
Wenn wir Menschen mit der Liebe Gottes begegnen, wird dies mehr Würde vermitteln, als das Fehlverhalten anderer Menschen zunichtemachen kann, denn Jesus und die von ihm kommende Liebe hat mehr Autorität, wie irgend ein Mensch.
Wenn wir einem Menschen begegnen, sollten wir uns fragen, kennt er seine Würde, oder können wir mit der Liebe Jesu ihm seine Würde deutlich machen. Wenn der Geist Gottes in uns wirkt, wird er uns dabei führen. Nur wenn ich die Würde eines Menschen anerkenne, kann ich ihn auch lieben. - Dem Nächsten Liebe in meinem Verhalten zeigen. Lieben kann ich einen Menschen nur so wie er ist. Auch Jesus hat die Menschen in den Beispielen oben bedingungslos geliebt. Ich vergesse dabei was andere sagen und versuche zu verstehen, wie mein Nächster sich fühlt und was ihn bedrückt. Darauf kann ich eingehen, ihm Rat geben, ihn trösten, ihn ermutigen oder einfach nur da sein und ihn fühlen lassen, dass er nicht allein ist. Weil Liebe etwas Persönliches ist, muss jeder herausfinden, wie er seine Liebe zeigen kann.
- Dem Nächsten Liebe durch praktischen Einsatz zeigen. Das kann mit Gebet für Nöte oder Krankheiten sein. Aber oft werden auch Hilfestellungen je nach Situation und persönlichen Möglichkeiten gefordert.
- Auf die von meinem Nächsten genannten Bedürfnisse eingehen. Die Liebe muss auch praktische Früchte tragen, wie schon im vorigen Punkt angedeutet.
- Auf die von meinem Nächsten nicht genannten Bedürfnisse eingehen. Das kann ein unerwartetes Geschenk sein, das Freude macht. Es kann auch eine Hilfe sein bei Problemen, die meine Nächster noch nicht erkannt hat oder nicht sehen will, die ihn aber blockieren. Wenn ich hier Einsicht habe, sollte mein erstes und wichtigstes Hilfsmittel mein Gebet und mein Einstehen für ihn vor Gott sein.
- Dem Nächsten, soweit mir möglich, Schutz und Sicherheit geben. Das kann damit beginnen, dass ich ihn vor anderen verteidige. Es kann auch bedeuten, dass ich ihn seelsorgerlich betreue, aber auch, dass ich ihn eine angemessene Zeit bei mir aufnehme.
Diese Aufzählung kann nur eine Anregung sein, die eigene Nächstenliebe zu prüfen:
- Wo beginnt meine Nächstenliebe?
- Wie weit bin ich bereit, in meiner Nächstenliebe zu gehen?
- Welche Unterschiede mache ich
zwischen Menschen zu denen ich eine gewisse Distanz habe, Fremden
und zwischen Menschen zu denen ich weniger Distanz habe – Freunden und Familienmitgliedern? - Bin ich frei von dem Verlangen von meinem Nächsten Anerkennung für meine Liebe zu erhalten?
- Wenn ich Anerkennung erwarte bin ich nicht frei, aus selbstloser Liebe zu handeln, ich stelle mich unter das Gesetz, weil ich den Lohn der Anerkennung erwarte. Aber ich darf mich über ehrliche Anerkennung freuen und dies als Feedback zurückgeben.
- Wenn ich Anerkennung erwarte lasse ich meinen Nächsten nicht frei, selbst und zwanglos zu entscheiden, wie er auf meine Liebe reagieren kann.
- Bin ich frei von dem Verlangen, Erwartungen von Freunden oder der Gesellschaft erfüllen zu müssen.
o Das was ich als meine Aufgabe erkenne, sollte ich tun!
o Das was ich nicht als meine Aufgabe erkenne, sollte ich lassen, sonst könnte es sein, dass ich auf Andere mehr höre als auf Gott.
Es zeigt sich, um andere in Liebe annehmen zu können, muss ich selbst eine innere Freiheit haben, eine Freiheit, die nur Gott mir geben kann, wenn ich mich von ihm ganz abhängig mache. Denn ich brauche einen Punkt an dem ich fest verankert sein kann. Er ist der einzige ewig feste Punkt nach dem ich mich ausrichten kann.
Bei Freunden und Familienmitgliedern werden die eigenen Bedürfnisse oft stärker gezeigt und ausgelebt als bei Fremden und das kann dazu führen, dass man eher aus der Liebe herausfällt, oft ohne es zu merken.
Einander anzunehmen und zu lieben nach dem Vorbild Jesu bleibt eine Aufgabe, die uns unser ganzes Leben herausfordert und dabei begleitet, Jesus ähnlicher zu werden.
——– Bibelstellen —–
Römer 14.5 Der eine hält einen Tag vor dem anderen, der andere aber hält jeden Tag [gleich]. Jeder aber sei in seinem eigenen Sinn völlig überzeugt.
14.6 Wer den Tag achtet, achtet ihn dem Herrn. Und wer isst, isst dem Herrn, denn er sagt Gott Dank; und wer nicht isst, isst dem Herrn nicht und danksagt Gott.
Römer 15.1 Wir aber, die Starken, sind verpflichtet, die Schwachheiten der Kraftlosen zu tragen und nicht uns selbst zu gefallen.
15.2 Jeder von uns gefalle dem Nächsten zum Guten, zur Erbauung.
Römer 15.5 Der Gott des Ausharrens und der Ermunterung aber gebe euch, gleichgesinnt zu sein untereinander, Christus Jesus gemäß,
15.6 damit ihr einmütig mit einem Munde den Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus verherrlicht.
15.7 Deshalb nehmt einander auf, wie auch der Christus euch aufgenommen hat, zu Gottes Herrlichkeit
Nach Luther: Römer 15.7 Darum nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat, zu Gottes Lob.
Lukas 10.25 Und siehe, ein Gesetzesgelehrter stand auf und versuchte ihn und sprach: Lehrer, was muss ich getan haben, um ewiges Leben zu erben?
10.26 Er aber sprach zu ihm: Was steht in dem Gesetz geschrieben? Wie liest du?
10.27 Er aber antwortete und sprach: `Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben aus deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen Kraft und mit deinem ganzen Verstand und deinen Nächsten wie dich selbst.
10.28 Er sprach aber zu ihm: Du hast recht geantwortet; tu dies, und du wirst leben.
10.29 Indem er aber sich selbst rechtfertigen wollte, sprach er zu Jesus: Und wer ist mein Nächster?
10.30 Jesus aber erwiderte und sprach: Ein Mensch ging von Jerusalem nach Jericho hinab und fiel unter Räuber, die ihn auch auszogen und ihm Schläge versetzten und weggingen und ihn halbtot liegen ließen