Das Wort „eins“ kommt 6-mal in diesem Kapitel vor. Es wird eine besondere Beziehung damit beschrieben. Es ist eine Beziehung, die im menschlichen Zusammensein höchstens abgeschwächt und partiell vorkommt. Eins Seien gibt es in menschlichen Bereichen vielleicht in Überzeugungen oder Vorhaben. Jesus spricht hier von einem Eins Seien, das die ganze Persönlichkeit mit allen inneren Regungen umfasst. Man kann es kaum beschreiben, man kann es eigentlich nur erleben.
Der griechische Urtext verwendet für „eins“ seien und „in“ mir bzw. „in“ dir dasselbe Wort „en“
Im ursprünglichen Text ohne Quotation ist die genaue Bedeutung nur aus dem Zusammenhang zu erkennen. Mit der eingeführten Quotation wird
„en“ für „in“ „en“ gesprochen und
„en“ für „eins“ „hen“ gesprochen.
Eins Seien mit Jesus drückt also nur mit anderen Worten aus, ich bin in ihm und er ist in mir, wir sind in einer Einheit verbunden. Die Einheit ist nicht exklusiv, sondern sie schließt den Vater, den Heiligen Geist und die Glaubensgeschwister mit ein.
Ich sehe zur Vertiefung zwei Aspekte:
1. Wesen des „Eins Seien“ und 2. Wirkung des „Eins Seien“
- Wesen des „Eins Seien“: Jesus erklärt es
in Johannes 10,30 „Ich und der Vater sind eins“
oder in Johannes 17.10 „und alles, was mein ist, ist dein, und was dein ist, mein“.
Die hier beschriebene Einheit widerspricht menschlichen Vorstellungen von einer Partnerschaft und von Persönlichkeiten mit eigener Identität.
Im menschlich irdischen Bereich kann und soll es dieses alles umfassende Eins-Sein nicht geben. Gott hat jeden Menschen mit individuell eigenen Eigenschaften und Fähigkeiten geschaffen.
Wir sind als Menschen nicht Eins und weil wir nicht Eins sind, sollen und können wir unsere Fähigkeiten einsetzen, um in Gemeinschaften mit eigenen Aufgaben und Zielen zu leben, die für jeden in der Gemeinschaft gut und förderlich sind. Eine solche Gemeinschaft kann die Ehe, die Familie, eine Gemeinde oder eine andere öffentliche Gruppierung sein.
Weil wir unterschiedliche auch gegensätzliche und oft auch ungute Eigenschaften haben, ist jede Gemeinschaft für jeden auch ein Übungsfeld, einen gemeinsamen Weg zu finden. Dieses Übungsfeld hat Gott für uns vorgesehen, da niemand autark ist und auf ein Leben in Gemeinschaft angewiesen ist. Triebkraft bei der Gestaltung dieses Übungsfeldes ist Liebe in einer ihrer Ausprägungen.
Eigenliebe: positiv: so wie Gott mich geschaffen hat und fördern will.
negativ: so wie ich mich entwickelt habe: stolz, unfähig, schwach usw.
Nächstenliebe: positiv: helfen, fördern, Zeit haben, trösten usw.
dem Anderen nach seinen Bedürfnissen etwas Gutes tun,
ihn fördern
negativ. für ihn etwas tun so wie ich ihn haben möchte.
den Anderen nach meinen Vorstellungen fördern.
Wir sollen in diesem Übungsfeld uns bewähren und wachsen, aber Eins Sein, so wie Jesus und der Vater, können wir in unserer noch unvollkommenen menschlichen Natur nicht.
Jesus und der Vater sind vollkommen. Darum brauchen sie dies Übungsfeld nicht, zwischen ihnen gibt es keine Gegensätze, sie sind Eins.
Es ist für mich unfassbar, dass Jesus für seine Nachfolger dieses Eins-Sein erbittet. Und es wird zu seiner Zeit geschehen, aber wir können es nicht selbst bewirken, sondern wir können es nur annehmen, wenn die Zeit erfüllt ist.
Doch partiell kann dies Eins Seien geschehen. Wenn wir bereit sind unser Wissen, unsere Wünsche und unsere Vorstellungen loszulassen bzw. zu opfern und uns der Führung durch den Heiligen Geist hinzugeben. Dies kann in Lobpreis und Anbetung geschehen, aber auch wo ein gemeinsamer Auftrag angenommen wird.
Das Modell des Eins-Sein beschreiben die Worte,
damit sie alle eins seien, wie du, Vater, in mir und ich in dir,
Der Weg zum Eins-Sein erläutern die Worte,
dass auch sie in uns eins seien,
Ohne Eins-Sein mit dem Vater und dem Sohn ist Eins-Sein in der Gemeinde und darüber hinaus im Leib Christi nicht möglich. Wer die Uneinigkeit im Leib Christi bedauert oder darunter leidet, sollte zunächst danach streben, dass sein persönliches Eins-Seien mit dem Vater und dem Sohn vertieft wird. - Wirkung des „Eins Seien“
Johannes 5.19 Da antwortete Jesus und sprach zu ihnen:
Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Der Sohn kann nichts von sich selbst tun,
außer was er den Vater tun sieht; denn was der tut, das tut ebenso auch der Sohn.
Das Eins-Sein ist nicht wie eine wunderschöne aber doch tote Marmorgruppe, sondern etwas in sich und nach außen mit Leben erfülltes. Vater und Sohn haben eine Beziehung, die wir nicht wirklich erfassen oder beschreiben können. Es ist eine Liebesbeziehung: Der Vater ist der Urheber der Liebe. Der Sohn nimmt diese Liebe auf und lässt sie sichtbar und erfahrbar werden.
Jesus bewegt in diesem Gebet so besonders das Eins-Seien, weil es die Vollendung der göttlichen Liebe ist und damit der Antrieb für das, was Gott mit seinen Geschöpfen vorhat.
17.18 Wie du mich in die Welt gesandt hast, habe auch ich sie in die Welt gesandt;
Die Jünger werden beauftragt und bevollmächtigt, das zu tun, was Gott durch sie tun will, damit Gott erkennbar und seine Liebe erfahrbar wird.
Unser Hauptziel soll sein, dass Gott durch unser Leben verherrlicht wird, weil er der Urheber unseres Seins und all unserer Gaben ist.
Matthäus 5.16
So soll euer Licht leuchten vor den Menschen,
damit sie eure guten Werke sehen
und euren Vater, der in den Himmeln ist, verherrlichen.
Wenn wir eins sind mit dem Vater haben auch wir Anteil an seiner Herrlichkeit.
Johannes 17.22
Und die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast,
habe ich ihnen gegeben,
dass sie eins seien, wie wir eins sind
Eins Seien ist ohne den Vater nicht möglich, jedes Angebot zum Eins Seien kommt von ihm. Wir müssen bereit sein alles loszulassen, was in seiner Gegenwart keinen Bestand haben kann. Loslassen, damit er uns füllen kann, mit seiner Gegenwart und seiner Liebe. Das ist ein bleibender Prozess, der uns dem Ziel immer näherbringt.
Ich nehme für mich das Wort in Anspruch aus Jesaja:
Gott hat jedem, der ihn als Vater annimmt eine Berufung gegeben und eine Bestimmung für das irdische und das ewige Leben. Und er gibt uns Zeit, uns darauf vorzubereiten.
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Das hohepriesterliche Gebet Johannes 17
Johannes 17.1 Dies redete Jesus und hob seine Augen auf zum Himmel und sprach: Vater, die Stunde ist gekommen; verherrliche deinen Sohn, damit der Sohn dich verherrliche,
17.2 wie du ihm Vollmacht gegeben hast über alles Fleisch, dass er allen, die du ihm gegeben hast, ewiges Leben gebe.
17.3 Dies aber ist das ewige Leben, dass sie dich, den allein wahren Gott, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen.
17.4 Ich habe dich verherrlicht auf der Erde; das Werk habe ich vollbracht, das du mir gegeben hast, dass ich es tun sollte.
17.5 Und nun verherrliche du, Vater, mich bei dir selbst mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, ehe die Welt war.
17.6 Ich habe deinen Namen den Menschen offenbart, die du mir aus der Welt gegeben hast. Dein waren sie, und mir hast du sie gegeben, und sie haben dein Wort bewahrt.
17.7 Jetzt haben sie erkannt, dass alles, was du mir gegeben hast, von dir ist;
17.8 denn die Worte, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben, und sie haben sie angenommen und wahrhaftig erkannt, dass ich von dir ausgegangen bin, und haben geglaubt, dass du mich gesandt hast.
17.9 Ich bitte für sie; nicht für die Welt bitte ich, sondern für die, welche du mir gegeben hast, denn sie sind dein.
17.10 – und alles, was mein ist, ist dein, und was dein ist, mein -, und ich bin in ihnen verherrlicht.
17.11 Und ich bin nicht mehr in der Welt, und diese sind in der Welt, und ich komme zu dir. Heiliger Vater! Bewahre sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, dass sie eins seien wie wir.
17.12 Als ich bei ihnen war, bewahrte ich sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast; und ich habe [sie] behütet, und keiner von ihnen ist verloren als nur der Sohn des Verderbens, damit die Schrift erfüllt werde.
Johannes 17.13 Jetzt aber komme ich zu dir; und dieses rede ich in der Welt, damit sie meine Freude völlig in sich haben.
17.14 Ich habe ihnen dein Wort gegeben, und die Welt hat sie gehasst, weil sie nicht von der Welt sind, wie ich nicht von der Welt bin.
17.15 Ich bitte nicht, dass du sie aus der Welt wegnimmst, sondern dass du sie bewahrst vor dem Bösen.
17.16 Sie sind nicht von der Welt, wie ich nicht von der Welt bin.
17.17 Heilige sie durch die Wahrheit: dein Wort ist Wahrheit.
17.18 Wie du mich in die Welt gesandt hast, habe auch ich sie in die Welt gesandt;
17.19 und ich heilige mich selbst für sie, damit auch sie Geheiligte seien durch Wahrheit.
17.20 Aber nicht für diese allein bitte ich, sondern auch für die, welche durch ihr Wort an mich glauben,
17.21 damit sie alle eins seien, wie du, Vater, in mir und ich in dir,
dass auch sie in uns eins seien,
damit die Welt glaube, dass du mich gesandt hast.
17.22 Und die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben, dass sie eins seien, wie wir eins sind
17.23 – ich in ihnen und du in mir -, dass sie in eins vollendet seien, damit die Welt erkenne, dass du mich gesandt und sie geliebt hast, wie du mich geliebt hast.
17.24 Vater, ich will, dass die, welche du mir gegeben hast, auch bei mir seien, wo ich bin, damit sie meine Herrlichkeit schauen, die du mir gegeben hast, denn du hast mich geliebt vor Grundlegung der Welt.
17.25 Gerechter Vater! – Und die Welt hat dich nicht erkannt; ich aber habe dich erkannt, und diese haben erkannt, dass du mich gesandt hast.
17.26 Und ich habe ihnen deinen Namen kundgetan und werde ihn kundtun, damit die Liebe, womit du mich geliebt hast, in ihnen sei und ich in ihnen.
Johannes 10.30 Ich und der Vater sind eins.