Und er tat dort nicht viele Wunder um ihres Unglaubens willen. mat 13,58

Jesus kommt in seine Vaterstadt und tut dort dasselbe wie in anderen Städten auch. Man kannte dort seine Familie und auch ihn, denn er hatte dort vor nicht allzulanger Zeit gewohnt. Man erinnerte sich an diese Zeit und es gab nichts besonderes, an das man sich erinnerte, er war einfach Teil seiner Familie. Er wurde noch nicht Rabbi genannt und seine Berufung vom Vater war noch nicht vor der Welt sichtbar geworden. Die Kunde von seiner Berufung war noch nicht hierhin durchgedrungen.
Jetzt kommt er wieder in seine Vaterstadt, aber er ist nicht mehr derselbe, denn Gott hat offenbart, dass er sein geliebter Sohn ist und er hat ihn in seine Berufung geführt.
Wer ist Jesus eigentlich? Sie haben zwei Bilder von ihm, ein altes und ein neues, aktuelles:

  1. Jesus der unter ihnen gelebt hat, als Sohn des Zimmermanns Josef. Er war einer aus einer Familie wie viele andere auch. Es gab keine herausragenden Erinnerungen aus dieser Zeit. Er war für sie  kein Star oder ein Hoffnungsträger dessen Taten in der Ferne man verfolgte. Aus dieser Sicht gab es keinen Grund, ihn als einen heimgekommenen Helden zu bejubeln.
  2. Jesus der in der Synagoge lehrt. Aber seine Lehre war offensichtlich ganz anders als die Lehre ihrer sonstgen Lehrer. Das, was er sagte, zeigte eine Weisheit, die sie erkennen und nicht verleugnen konnten. Und wenn eine Not an ihn herangetragen wurde, konnte er ihr mit Vollmacht begegnen, denn das, was er sprach, geschah. Sicher hat er in seiner Lehre auch aus den Schriften gezeigt, dass in ihm die Verheißungen über das Kommen des Messias aus dem Stamm David in Erfüllung gehen. Es gab nur wenige – wahrscheinlich Kranke, die am Rande der Gesellschaft standen und zu ihm kamen- denen er mit Wundern helfen konnte.

Jesus wollte auch in seiner Vaterstadt den Menschen etwas von der Liebe und Vollmacht ihres Gottes zeigen. Aber er konnte es nicht. Den Grund dafür nennt er, es ist Unglauben. Worin zeigt sich dieser Unglaube? Es ist ein falsche Beurteilung ihrer Wahrnehmungen. 

  • Der Blick zurück: Sie hatten von Jesus das Bild eines normalen Menschen in Erinnerung, der nicht ein Befreier aus ihrer politischen Unterwerfung sein konnte, wie sie es erwarteten. Das hatten schon andere mit einem stärkeren äußeren Auftreten versucht, aber es war ihnen nicht gelungen. Wie sollte Jesus das gelingen. Diese ihre Erwartung hielt ihre Augen gefangen.
  • Der Blick nicht frei: Weil ihre Augen gefangen waren, waren sie nicht offen und frei etwas Größeres zu erkennen.
    Ihr größtes Problem war nicht die Unterdrückung durch die Römer.
    Ihr größtes Problem war die weitgehende Trennung von ihrem Gott. Ihr Gottesdienst war nicht von Liebe sondern von religiösem Gehorsam getragen. Ein Gehorsam der sich selbst gerecht spricht und der nicht eine Antwort auf die Liebe ihres Gottes ist.

Wenn es ein Maß des Unglaubens gibt, kann ich es dadurch beschreiben:

  1. wie wenig ich Jesus und den Vater kenne. (Jesus zeigt mir den Vater).
  2. wie wenig ich in eine Beziehung mit ihm investiere. Hier geht es um das Eintauchen in seine Liebe.
  3. und wie wenig ich seine Gaben in Anspruch nehme und in meinem Leben wirksam werden lasse. Hier geht es um die Antwort auf seine Liebe, die im Gehorsam ihren Ausdruck findet.

Entstehung des Unglaubens:

  1. Wenn ich Jesus (noch) nicht kenne, habe ich noch keinen Unglauben:
  2. Wenn ich Jesus zwar als meinen Erlöser kenne, aber noch keine deutliche (Liebes-) Beziehung aufgebaut habe,  wächst in mir Unglaube, weil ich statt seiner bedingslosen Liebe und statt Vertrauen auf seine Versorgung, Ersatz bei Menschen und in der Welt suche und annehme. Das Liebesverhältnis zu ihm bleibt auf einem schwankenden oft freudlosem Niveau. So kann kein Glaube, sondern nur Unglaube wachsen.
  3. Wenn ich versuche gehorsam zu sein, aber dabei nur auf meine Fähigkeiten setze und mich begrenze oder wenn ich mir selbst aussuche mit welchen Werken ich gehorsam sein will, um Anerkennung vor der Welt und in meinem Selbstbewusstsein zu erlangen, weiche ich vom Weg des Glaubens ab. Glaube kann nur wachsen als Antwort auf die vielfältigen Zeichen und Gaben seiner Liebe in meinem Leben. Alles was ich nur aus eigener Kraft tue, kann nur den Unglauben in mir wachsen lassen.  Der Unglaube stützt sich auf die Erfahrungen und Ergebnisse meiner selbstgewählten Werke für Gott. Je nachdem wie ich die Ergebnisse meiner Werke characterisiere  positiv oder negativ, so hat auch mein Unglaube einen unterschiedlichen Character.
    • Beurteile ich das Ergebnis meiner Werke positiv, dann werde ich stolz über Ergebnisse, Lob und jede Art von Erfolg. Dieser Stolz kann dann die Triebfeder für meine weiteren vermeindlich Gott gefälligen Werke werden. Und wieder wachsen Stolz und Unglaube. Statt aus Glauben lebe ich unter dem Gesetz, auch wenn ich mich nicht vom Gesetz verurteilt sehe.
    • Beurteile ich das Ergebnis meiner Werke negativ, dann verliere ich immer mehr Zuversicht überhaupt etwas tun zu können, das mir Befriedigung geben und Gott gefallen könnte. Es wachsen Selbstzweifel bis zur Depression und Unglaube. Statt aus Glauben lebe ich unter dem Gesetz und fühle mich dadurch verurteilt. Es entsteht ein Kreislauf aus gescheiterten Versuchen Früchte des Gehorsams zu bringen und dadurch wachsendem Unglauben. Dieser Unglaube braucht nicht mit einem generellen Zweifel an Gottes Liebe und Allmacht verbunden zu sein. Aber er lähmt die Bemühungen Gottes Liebe und seine Gaben wirklich zu ergreifen. Dieser Unglaube wirkt wie eine Lähmung oder eine Fessel, die mich von einer tiefen Begegnung mit Gott abzuhalten versucht.

Wachsen des Glaubens:

Wie Unglaube wächst, wenn wir in unerem Leben Jesus nicht an die erste Stelle setzen.
So wächst Glaube, wenn wir in unserem Leben Jesus an die erste Stelle setzen. Das zeigt sich daran, dass wir versuchen, ihn immer besser kennen zu lernen. In Römer 1,17 heißt es, der Glaube kommt aus der Predigt   (dem Hören) , das Predigen (Hören) aber durch das Wort Christi.  Das im Urtext für Predigen verwendete Wort kann auch mit Hören übersetzt werden. Die ersten Christen konnten das Wort nur durch Hören aufnehmen, da alle Schriften einschließlich der Briefe nur durch mühseliges Abschreiben vervielfältigt werden konnten und die Gemeinde dies nur durch Hören erfahren konnte.  Aber mit Hören ist nicht nur der akustische Vorgang des Aufnehmens und Abspeicherns von Worten gemeint, sondern auch die folgende Umsetzung des Gehörten.

  • Wenn ich Informationen höre, reicht es diese einfach abzuspeichern oder, wenn sie nicht wichtig für mich sind, zu überhören.
  • Wenn ich eine Botschaft durch Hören empfange, muss ich darauf reagieren. Wenn sie für mich ist, muss ich sie prüfen und wenn ich sie als wahr erkenne, auch umsetzen.  Mit Botschaft meine ich einen Eindruck,
    – der eine Änderung meiner inneren Einstellung in einem bestimmten Punkt fordert
    – oder der ein neues oder korrigiertes  Handeln von mir verlangt.
    Prüfen kann ich die Botschaft nach verschiedenen Punkten:
    – Stimmen die äußeren Umstände, keine Lügen usw. ?
    – Steht es nicht im Widerspruch zur Bibel ?
    – Widerspricht es nicht der von mir erkannten Wahrheit ?

Emfangen einer glaubensstärkenden Botschaft.
Wenn ich will, dass mein Glaube wächst, muss ich darauf aus sein, möglichst viele wahre Botschaften aufzunehmen (zu hören), die mit meinem Leben und mit meiner Beziehung zu Gott zu tun haben. Für den, der Jesus kennen gelernt hat, ist dies ein natürliches Bedürfnis.
Es gibt verschiedene Wege eine Botschaft zu hören. Aber ich muss innerlich empfangsbereit sein. Dazu gehört die Erwartung, Gott hat noch viele Dinge, die er mir zeigen will, damit ich ihn besser und tiefer erkenne und den Plan, den er für mein Leben jetzt und in Ewigkeit hat.

  • Hörendes Lesen der Bibel.
  • Hören einer Botschaft meines Pastors.
  • Hören der Erfahrungen und Erkenntnisse meiner Geschwister.
  • Hören auf innere Eindrücke Bilder, Worte, Träume oder auch Begegnungen mit anderen Menschen, wodurch Jesus zu mir sprechen kann.

Je mehr ich alle Eindrücke, die auf mich einstürmen bewußt wahrnehme und prüfe, ob sie eine Botschft für mich enthalten, desto mehr Impulse gibt es für meinen Glauben, durch die er wachsen kann.

Jesus will Herr meines ganzen Lebens sein, das bedeutet, dass ich immer aus Glauben lebe.

  • Aus Glauben leben:  Ich bleibe in einer inneren Verbindung mit Jesus. Ich rechne jederzeit damit, dass er mir eine Botschaft gibt und bin bereit auf diese Botschaft zu reagieren. Ich bin bereit dafür Zeit zu investieren in Gebet, Lobpreis und Hören auf sein Wort.
    Hierhin passt die Geschichte vom Zöllner Zachäus aus Lukas 19,2 . Es heißt von ihm: „Und er begehrte, Jesus zu sehen, wer er sei.“ Er wollte Jesus kennen lernen, das hat dazu geführt, dass sein ganzes Leben umgewandelt wurde. Jesus näher kennen lernen wollen,  das ist das Geheimnis für Wachstum im Glauben.
  • In Unglauben leben: Ich versuche aus eigenem Verstehen Gottes Willen für mich zu erkennen und versuche dies mit eigener Kraft zu bewältigen. Erst wenn ich Probleme habe, bitte ich um seine Hilfe.
    Hierhin passt die Erzählung vom reiche Jüngling Markus 10,17. Er Wandt sich an Jesus mit einer Frage:  „was soll ich tun, um das ewige Leben zu ererben?“ Das ist eine gute Frage mit einem guten Ziel. Aber es ist eine menschliche Frage, was muss ich tun, welche Leistung muss ich erbringen, um das ewige Leben zu ererben. Mit dieser Frage stellt er sich unter das Gesetz, weil er noch nicht erkannt hat, dass Jesus ihn davon frei machen will. Aber Jesus geht auf diese Frage ein und zeigt ihm, was er nach dem Gesetz tun muss. Fast kann der Jüngling alles erfüllen. Aber am Schluss kommt er an seine Grenzen, er hängt an seinem Vermögen. Es kann auch nicht anders sein: Denn wenn ich noch meine, aus eigener Kraft ewiges Leben verdienen zu können ist noch Stolz in mir und Stolz macht es unmöglich, mich Jesus ganz hinzugeben. Er kann es nicht annehmen, dass Jesus, wenn er etwas fordert, auch unser Belohner ist, auf dem wir  voll vertrauen können. So verharrt der Jüngling im Unglauben.
  • Im Glauben wachsen: Die Bibelstellen 4 – 7 geben Hinweise zum Wachsen im Glauben. Es ist das Hören auf sein Wort und Jesus selbst tritt im Gebet für seine Nachfolger vor dem Vater ein. So haben wir die Gewissheit, dass in der Verbindung mit Jesus unser Glaube nie übefordert wird.

 ___________________  Bibelstellen ___________________

  1. Matthäus 13,54 Und als er in seine Vaterstadt kam, lehrte er sie in ihrer Synagoge, so daß sie erstaunten und sprachen: Woher hat dieser solche Weisheit und solche Kräfte?
    55 Ist dieser nicht des Zimmermanns Sohn? Heißt nicht seine Mutter Maria und seine Brüder Jakobus und Joses und Simon und Judas?
    56 Und sind nicht seine Schwestern alle bei uns? Woher kommt ihm das alles?
    57 Und sie nahmen Anstoß an ihm. Jesus aber sprach zu ihnen: Ein Prophet ist nirgends verachtet als in seiner Vaterstadt und in seinem Hause!
    58 Und er tat dort nicht viele Wunder um ihres Unglaubens willen.

  2. Markus 10,17  Und als er auf den Weg hinausging, lief einer herzu, fiel vor ihm auf die Knie und fragte ihn: Guter Meister, was soll ich tun, um das ewige Leben zu ererben?
    18  Jesus aber sprach zu ihm: Was nennst du mich gut? Niemand ist gut, als Gott allein!
    19  Du weißt die Gebote: Du sollst nicht töten! Du sollst nicht ehebrechen! Du sollst nicht stehlen! Du sollst nicht falsches Zeugnis reden! Du sollst nicht rauben! Ehre deinen Vater und deine Mutter!
    20  Er aber antwortete und sprach zu ihm: Meister, dies alles habe ich gehalten von meiner Jugend an.
    21  Da blickte ihn Jesus an und gewann ihn lieb und sprach zu ihm: Eins fehlt dir! Gehe hin, verkaufe alles, was du hast, und gib es den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben; und komm, nimm das Kreuz auf dich und folge mir nach!
    22  Er aber ward traurig über diese Rede und ging betrübt davon; denn er hatte viele Güter.
  3. Lukas 19,2  Und siehe, da war ein Mann, genannt Zachäus, ein Oberzöllner, und der war reich.
    3  Und er begehrte, Jesus zu sehen, wer er sei, und konnte es nicht wegen der Volksmenge; denn er war klein von Person.
    4  Da lief er voraus und stieg auf einen Maulbeerbaum, damit er ihn sähe; denn dort sollte er vorbeikommen.
    5  Und als Jesus an den Ort kam, blickte er auf und sah ihn und sprach zu ihm: Zachäus, steig eilends herab; denn heute muß ich in deinem Hause einkehren!
    6  Und er stieg eilends herab und nahm ihn auf mit Freuden.
    7  Als sie es aber sahen, murrten sie alle und sprachen: Er ist bei einem sündigen Mann eingekehrt, um Herberge zu nehmen!
    8  Zachäus aber trat hin und sprach zum Herrn: Siehe, Herr, die Hälfte meiner Güter gebe ich den Armen, und wenn ich jemand betrogen habe, so gebe ich es vierfältig zurück.
    Jesus sprach zu ihm: Heute ist diesem Hause Heil widerfahren, dieweil auch er ein Sohn Abrahams ist;
  4. Röm 10,17
    So kommt der Glaube aus der Predigt (dem Hören), das Predigen (Hören) aber durch das Wort Christi.
  5. Lukas 22,32 Ich aber habe für dich gebeten, dass dein Glaube nicht aufhöre. Und wenn du dereinst dich bekehrst, so stärke deine Brüder.
  6. Hebräer 11,1 Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht auf das, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht.
  7. Jakobus 2,26
    Denn wie der Leib ohne Geist tot ist, so ist auch der Glaube ohne Werke tot.
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