Vorgeschichte zur Berufung Abrahams: Geh aus deinem Land 1.Mose 12,1

„Geh aus deinem Land und aus deiner Verwandtschaft“ hiermit beginnt der Plan Gottes, die Menschheit zu erlösen und sie wieder in die Gemeinschaft mit ihm zu führen, wie er es bei der Schöpfung vorgesehen hatte und wie es im Bericht vom Paradies beschrieben wird. Aber was ist geschehen, bis Gott diesen Rettungsplan starten konnte?

I Der Anfang.

Gott ist der Schöpfer, er ist in sich vollkommen. Und doch wollte er ein Gegenüber mit dem er in vollkommener Liebe verbunden ist. Darum erschuf er „den Menschen nach seinem Bild, nach dem Bild Gottes schuf er ihn;“ (1.Mose 1.26). Sicher die Menschen liebten Gott, aber die Liebe war noch nicht belastbar und gefestigt. Die Liebe war auf das Empfangen der Gaben Gottes und seiner Gemeinschaft ausgerichtet. Sie war noch nicht fähig aus Ehrfurcht gegenüber dem, Schöpfer auf eigenes Verlangen zu verzichten. Und so kam es zum Sündenfall, wie er bei Mose berichtet wird.

1.Mose.3.6 Und die Frau sah, dass der Baum gut zur Speise und dass er eine Lust für die Augen und dass der Baum begehrenswert war, Einsicht zu geben; und sie nahm von seiner Frucht und aß, und sie gab auch ihrem Mann bei ihr, und er aß.

3.7 Da wurden ihrer beider Augen aufgetan, und sie erkannten, dass sie nackt waren; und sie hefteten Feigenblätter zusammen und machten sich Schurze.

„sie erkannten, dass sie nackt waren“, hiermit erkannten sie ihre unvollkommene Liebe zu Gott, die sie zum Ungehorsam geführt hatte und so war das unbelastete, vollkommene Verhältnis zu Gott nicht nur gestört, sondern zerstört, denn in Gottes Gegenwart, in seinem Licht kann nichts Unvollkommenes bestehen.
Hat Gott den Sündenfall nicht vorhergesehen? Sicher doch!
Warum hat er ihn nicht verhindert? Er wollte ein Gegenüber das ihm voll vertraut, auch wenn es seinen Willen nicht (gleich) versteht.

II Die Sünde greift um sich

Der Mensch wurde nach Gottes Ebenbild geschaffen. Nachdem der Mensch die enge Verbindung zu Gott verloren hat, fehlt ihm diese Ergänzung, sein Verlangen nach vorbehaltloser Liebe bleibt unerfüllt. Der Mensch muss Ersatz suchen und sein Leben selbst gestalten, ohne dass er etwas hat, das ihm wirkliche Erfüllung geben könnte. Die Folge war, der Mensch hat sich immer mehr von Gott entfernt. Die Sünde nahm überhand, so dass er sich das Gericht Gottes mit der Sintflut zuzog.

Nur Noa fand Gnade vor Gott und wurde mit seiner Familie gerettet. Nicht nur das, sondern Gott schloss einen Bund, dass er die Menschheit nicht mehr ausrotten will.
1. Mose 9.11 Ich richte meinen Bund mit euch auf, dass nie mehr alles Fleisch ausgerottet werden soll durch die Wasser der Flut, und nie mehr soll es eine Flut geben, die Erde zu vernichten.

III Der Mensch setzt sich an Gottes Stelle

Die Menschen entwickeln sich weiter, ihre Möglichkeiten und Fähigkeiten steigen, sie werden hochmütig und versuchen sich selbst an die Stelle Gottes zu setzen. Zuerst ist die Gemeinschaft mit Gott zerfallen und ohne die Beziehung zu Gott sind sie auch nicht mehr fähig, die Beziehung untereinander gesund zu erhalten. Diese gestörten Beziehungen sind eine Last oder mehr ein Fluch, der es verhindert, dass der Mensch die ihm verbliebenen Gaben Gottes wirklich zu seinem Wohl dauerhaft einsetzen kann.
Der Mensch ist auf die Beziehung mit Gott angelegt und wenn die verloren ist, braucht er Ersatz. Diesen Ersatz gibt es aber nicht wirklich, so dass er selbst diese Rolle zu übernehmen versucht und sich eigene Götter schafft, die nicht helfen können.  Dies Geschehen kommt in der Erzählung vom Turmbau zu Babel zum Ausdruck.
1.Mose 11.4 Und sie sprachen: Wohlan, wir wollen uns eine Stadt und einen Turm bauen, und seine Spitze bis an den Himmel! So wollen wir uns einen Namen machen, damit wir uns nicht über die ganze Fläche der Erde zerstreuen!
11.6 Und der HERR sprach: Siehe, ein Volk sind sie, und eine Sprache haben sie alle, und dies ist [erst] der Anfang ihres Tuns. Jetzt wird ihnen nichts unmöglich sein, was sie zu tun ersinnen.
11.7 Wohlan, lasst uns herab fahren und dort ihre Sprache verwirren, dass sie einer des anderen Sprache nicht [mehr] verstehen!

IV Die hoffnungslose Situation der Menschen ohne Gott.

Die mangelnde Ehrfurcht gegenüber ihrem Schöpfer und das Misstrauen, Gott könnte ihnen etwas Gutes vorenthalten haben, brachte die Menschen in ein Leben, der Unzufriedenheit mit den Lebensbedingungen und dem nicht zu stillendem Bedürfnis nach Selbstbestätigung. Daraus erwuchs eine Lebensführung, die die eigenen gottgegebenen Gaben und Fähigkeiten missbraucht und letztlich schädigt oder gar zerstört. Der Mensch ist da, wo er ohne die Beziehung zu seinem Schöpfer sich hin entwickelt. Sicher die meisten Menschen haben sich mit ihrer Gott losen Situation arrangiert und versuchen das Leben irgendwie zu meistern. Aber ein Blick auf die Geschichte zeigt, dass jeder Neuanfang nach einer gewissen Zeit scheitert und zur Katastrophe wird. Und doch die Sehnsucht nach dem verlorenen Paradies bleibt.

V Wo der Mensch bereit ist zu hören, kann Gott einen Neuanfang schenken.

12.1 Und der HERR sprach zu Abram: Geh aus deinem Land und aus deiner Verwandtschaft und aus dem Haus deines Vaters in das Land, das ich dir zeigen werde!

12.2 Und ich will dich zu einer großen Nation machen und will dich segnen, und ich will deinen Namen groß machen, und du sollst ein Segen sein!

12.3 Und ich will segnen, die dich segnen, und wer dir flucht, den werde ich verfluchen; und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter der Erde!

12.4 Und Abram ging hin, wie der HERR zu ihm geredet hatte, und Lot ging mit ihm. Abram aber war 75 Jahre alt, als er aus Haran zog.

Wir wissen nicht wie Gott Abraham auf diesen Auftrag vorbereitet hat. Und sicher hat Abraham diesen Auftrag nicht bekommen, weil er ihn sich irgendwie verdient hätte. In Gottes Handeln mit den Menschen gibt es immer wieder einen Zeitpunkt, an dem es soweit ist, dass etwas Neues geschieht (Kairos oder „als die Zeit erfüllt war“). Die Zeit war da, dass Gott mit seinem Heilsplan für die Menschheit beginnen konnte und ich bin sicher, dieser Zeitpunkt lag schon fest, bevor der Mensch geschaffen wurde. Und so wählte Gott einen Menschen den er vorbereiten konnte, ihm bei einem speziellen Auftrag zu folgen. Wir können es uns nicht verdienen, Gott zu hören und wir können es eigentlich auch nicht trainieren. Aber wir müssen fähig sein, Dinge wahr zu nehmen, die nicht unseren Erfahrungen oder Erwartungen entsprechen, das kann geschehen, wenn wir nicht nur auf uns fixiert sind. Wir sind ja nach Gottes Ebenbild geschaffen zur Gemeinschaft mit ihm, darum ist diese Fähigkeit ihn zu hören, meist verschüttet aber nicht ganz verloren gegangen. Gott hatte Abraham vorbereitet, dass er ihn hören konnte.
Wir wissen nicht wie lange dieses Reden Gottes zu Abraham dauerte, wie lange es dauerte, bis er begriffen hatte, was Gott wollte. Aber Gott lässt jedem die nötige Zeit, seinen Willen aufzunehmen, ihn zu verinnerlichen und dann frei zu entscheiden.
Und Abraham hat sich entschieden, Gott zu gehorchen. Er wusste sicher nicht, wohin ihn dieser Gehorsams-schritt führte, aber er vertraute der Stimme Gottes und damit begann sein Glaube.
Dieser Glaube veränderte nicht nur das Leben Abrahams, sondern der Segen den Abraham empfing wurde zum Segen und Neuanfang für die gefallene Menschheit.
Diesem Thema soll sich ein weiterer Beitrag widmen.

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Ein Gedanke zu „Vorgeschichte zur Berufung Abrahams: Geh aus deinem Land 1.Mose 12,1

  1. Interessanter Artikel. Würde gern mehr Beitraege zu der Thematik lesen. Ich freue mich schon auf die naechsten Posts.

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