damit sie alle eins seien, wie du, Vater, in mir und ich in dir, (Joh 17,21)

Kurz vor seiner Gefangennahme durch die römischen Soldaten, wendet sich Jesus in einem tiefen Gebet an seinen Vater, es geht ihm um die Einheit, derer die ihm nachfolgen und nachfolgen werden.

Jesus hat die Lehre seiner Jünger beendet und sieht weiter in die Zeit, in der seine Botschaft durch seine Jünger verbreitet werden soll. Noch stehen einige wichtige Ereignisse aus, die vollendet werden müssen, bis seine Botschaft über die Welt verbreitet werden kann:

  •  Sein Opfertod am Kreuz
  • Seine Auferstehung.
  • und die Ausgießung des Heiligen Geistes an Pfingsten.

Das Kennzeichen der Jünger „das alle eins seien, “ aus Johannes 17 ist ein Schlüssel für die vollmächtige Ausbreitung der Heilsbotschaft Jesu. Und weil es solch ein Schlüssel ist, ist es auch ein Hauptangriffspunkt Satans auf die Nachfolger Jesu, um den Sieg der Botschaft zu verhindern. Wahrscheinlich haben die Jünger zu diesem Zeitpunkt noch nicht verstanden, wie wichtig dies Gebet Jesu ist. Sie wussten, dass sie Feinde hatten, aber wirkliche Uneinheit untereinander war ihnen noch fremd. Aber Jesus sah weiter, er sah die Angriffe auf diese Einheit. Die Bedeutung dieses Gebets wird aus verschiedenen Besonderheiten deutlich:

  • Es ist das einzig bekannte Gebet Jesu an den Vater in dem es ihm zusammen mit der Einheit um die Ausbreitung seiner Botschaft geht.
  • Die Jünger sind Zeugen dieses Gebets, obwohl sie es zu der Zeit noch nicht voll verstehen.
  • Obwohl die Einheit und die Verbreitung der Heilsbotschaft Gottes und Jesu tiefstes Ziel sind, werden sie hier nochmal an das Herz des Vaters gelegt. Das weist darauf hin, dass es zwar Widerstände geben wird, aber auch, dass es Gottes unverrückbarer Wille ist, die Heilsbotschaft für die Menschheit in die Wirklichkeit umzusetzen und seine Nachfolger in die Einheit mit ihm und untereinander zu führen.
  • Mit dieser Bitte um Einheit  ist höchster Segen Gottes verbunden und es gibt nicht wie bei anderen Prophetien die Option des Fluches bei Ungehorsam. Das heisst Gott wird bewirken, dass bei denen, die sich zu ihm bekennen, diese Einheit auch eintritt. Es wird geschehen bis zum Ende unseres Zeitalters.

Das ersrte Pfingsten nach dem Tod Jesu war die Geburtsstunde der Gemeinde. Die Nachfolger Jesu – 120 werden genannt –  wussten noch nicht wie es weitergehen sollte, aber sie waren alle zusammen. Da geschah die Ausgießung des Heiligen Geistes. Die Jünger empfingen die Gaben und die Vollmacht des Geistes, und sie ließen sich vom Geist bewegen. Das hatte Folgen, 3000 Menschen folgten dem Aufruf zur Umkehr und wurden der Gemeinde hinzugetan.

Die Gemeinde war mit ihren Aposteln eine jüdische Gemeinde. Aber es gab nicht nur Freunde, sondern bald auch Feinde und Verfolgung. Das Wachstum konnte dadurch nicht gebremst werden, es entstanden neue Gemeinden mit der gleichen Lehre. Zunächst entstanden in verschiedenen Ländern jüdische Gemeinden.
In Erfüllung des Segens Gottes  an Abraham, dass durch ihn alle Völker gesegnet werden sollen, bekamen die Apostel den Auftrag, Jesu Botschaft auch den nicht jüdischen Völkern  zu verkündigen. Es entstanden neue Gemeinden, jüdisch nicht jüdische und nicht jüdische wie z.B. griechische oder römische. Gesetze, die speziell dem Volk  Israel gegeben waren, wurden nicht auf die nicht jüdischen Gemeinden übertragen. Aber abweichende Lehren wurden in den Gemeinden nicht zugelassen. Alle Gemeinden blieben den jüdischen Wurzelen mit der Thora und den Propheten (altes Testament) verbunden. Die Einheit, um die Jesus den Vater gebeten hatte, war weitgehend erfüllt. Es gab keine Kirche, die Gemeinden trafen sich in Hausgemeinden, die ohne Liturgie vom Geist geleitet wurden. Diese Einmütigkeit im Glauben war ein Grund, dass die Gemeinden trotz Verfolgung bestehen blieben und sich über viele Länder ausbreiteten. Wenn man bedenkt, dass augehend von 120 Gläubigen in relativ kurzer Zeit, ein sehr großer Teil der damals bekannten Welt mit vielen Gemeindegründungen missioniert wurde, kann man feststellen, es war eine Erweckung, wie sie sich bis heute nicht wiederholt hat. Spätere Erweckungen waren örtlich oder zeitlich stärker begrenzt.

Die Feindschaft des römischen Staates änderte sich mit Kaiser Konstantin. Die Verfolgung hörte auf und das Christentum wurde zur Staatsreligion erhoben. Es wurden Kirchen gebaut. Aber der Staat behielt sich großen Einfluss vor. So wurde die Freiheit der Christen und die Abhängigkeit von Gott eingeengt.
Aber es kam noch schlimmer, es wurden die Wurzeln des bis heute wirkenden Antisemitismus gelegt. Überall behielten die Juden ihre eigene Identität und sie wurden daher als Feinde gesehen.  So kam es zur ersten großen Spaltung.  Die neue Staatskirche wollte mit den Juden nichts mehr zu tun haben. Die Bibel wurde so umgedeutet, dass die Juden ihre Berufung verwirkt hätten und diese Berufung auf die neue Kirche übergegangen wäre. Die Ersatztheologie war entstanden und sie wurde weiter durch nicht von Gott gegebene Änderungen der Kirchenordnung verfestigt. Dazu gehört die Einführung des Sonntags anstelle des Shabats und den Ersatz aller jüdischer Feiertage durch neue Feiertage oft mit heidnischem Hintergrund.
Mit der Verbreitung des „neuen“ Christentums wurde auch der Antisemitismus verbreitet und ein Geist der Uneinheit und Spaltung weitergeben.

Die Lösung von ihren Wurzeln hat der Kirche nicht gut getan, immer mehr weltliche Gedanken wurden mit der Lehre Jesu vermischt. In der Reformation wurde versucht die Lehre wieder rein zu machen. Aber das erste Ergebnis war eine weitere Spaltung. Die neue Kirche wurde von vielem Balast  befreit, aber auch die alte Kirche wurde nach und nach verändert. Aber der Antisemitismus wurde nicht erkannt oder überwunden, sondern bekam neue Wurzeln.
Da die Kirchen nicht zu einer Einheit gefunden hatten, blieb auch der Geist der Spaltung erhalten und hat zur Entstehung vieler Kirchen und Denominationen geführt.

Wie soll das weiter gehen?  Das Gebet Jesu „dass alle eins seien,“ bleibt bestehen und gehört unverrückbar in Gottes Heilsplan. Das Thema Einheit ist lebendig, es gibt viele Gedanken und Ansätze dazu aber auch praktische Anfänge.

  • Ich kann nur soweit eins sein mit Glaubensgeschwistern, wie wir auch eins sind mit Gott. Das Kennzeichen ist nicht eine institutionelle Einheit, sondern die gemeinsame Liebe zu Jesus, die auch die Liebe zu den Geschwistern umfasst.
  • Wenn ich jemanden ausschließe, der zu den Nachfolgern Jesu gehört, mache ich mich selbst schuldig und trenne eigentlich mich, nicht den anderen.
  • Gott hat das Volk Israel als das Volk bestimmt, durch das alle Nationen gesegnet werden sollen. Wer Israel segnet soll gesegnet werden und wer Israel flucht soll verflucht sein. Das hat Gott so bestimmt und soll auch Teil meines Glaubens sein.
  • Ökumene: Ich nehme die Ökumene wahr als den Versuch der Einheit dadurch näher zu kommen, dass man sich theologisch über unterschiedliche Auslegungen austauscht und nach einem gemeinsamen Verständnis sucht. Aber letztlich behält jeder die Kontrolle in seiner Hand und es fehlt das Vertrauen, dass mur durch den Geist die Wahrheit des Wortes offenbart werden kann. Die Kirchen hüten menschliche Gewohnheiten, Auslegungen und Ordnungen, aber sie sind nicht bereit alles vom Geist Gottes prüfen und korrigieren oder gar verwerfen zu lassen.
  • Das gemeinsam tun worin Einigkeit besteht.  Vielfach werden Unterschiede überbewertet. Wer aber das Verlangen nach Einheit ernst nimmt und in sich trägt, kann nach dem Verbindenden suchen. Das ist das Gebot der Nächstenliebe, die Mission – wenn man an die Menschen denkt und nicht an die Mitgliedszahlen – und es sind vielfältige Gebetsanliegen. Es gibt überkonfessionelle Organisationen, die sich hier engagieren und es gibt Christen die sich hier einbringen. Aber die Kirchen tun sich hier eher schwer, der Geist der Spaltung ist noch nicht überwunden.
  • Durch Buße und Vergebung die durch die Spaltung entstandenen Verletzungen aufarbeiten. Eins Sein ist eine sehr tiefe Beziehung, eine Beziehung, die auch das Verhältnis zwischen Jesus und seinem Vater beschreibt. Diese innnige Beziehung ist auch für die Nachfolger Jesu bestimmt. Wenn Christen zusammenkommen und sich vom Geist in Lob und Anbetung in die Nähe zum Vater führen lassen, kann diese Einheit ein Stück weit erfahren werden. Aber es ist etwas Wertvolles, Heilges, in dem wir jetzt noch nicht bleibend leben, weil es immer wieder angegriffen wird und es noch Verletzungen aus der Geschichte der Gemeinde gibt. Trotzdem ist dieses Eins Sein mit dem Vater und den Brüdern unser vornehmstes Ziel, weil wir dazu bestimmt sind. Das was uns auf dem Weg dahin fehlt, ist nicht die Überwindung theologischer Unterschiede oder die mangelnde Kompromissbereitschaft, sondern der fehlende Wille oder die Angst, die Wurzel der Spaltungen aufzudecken und  heilen zu lassen. Gott hat keine der Spaltungen gewollt: Die Trennung von den jüdischen Wurzeln (bei Konstantin), die Spaltung bei der Reformation und die weiteren Trennungen, die  zu vielen Denominationen und Gemeinden geführt hat. Aber er mußte diese Spaltungen oder Trennungen auf Grund des Stolzes und Unglaubens unserer Väter zulassen. Keine Trennung ist einfach Vergangenheit, sondern sie wirken als Barrieren und Verletzungen hinein in unseren christlichen Alltag und haben uns die Vollmacht der ersten Gemeinden geraubt.
    Diese Verletzungen wirken auf verschiedenen Ebenen:

    1. Zwischen Menschen aus verschiedenen Denominationen.
    2. Zwischen Gemeinden verschiedener Prägung in einer Stadt.
    3. Zwischen den verschiedenen Kirchen und Denominationen in einem Land.
    4. Zwischen den Kirchenleitungen.
    5. Zwischen allen christlichen Kirchen und den Juden sowohl messianischen und nicht messianischen Juden. Hier geht es um die Lösung der Kirchen von ihrem jüdischen Erbe.

    Gott will und wird diese Verletzungen aus den Trennungen heilen. Aber dazu müssen wir und das betrifft nicht nur die geistlichen Leiter konkrete Schritte tun und uns dabei vom Heiligen Geist führen lassen. Es gibt sicher kein Rezept dafür, aber folgende Schritte können dabei helfen:

    1. Aufdecken, was zur Spaltung geführt hat.
    2. Erkennen wo meine Väter verletzt haben und wo sie verletzt wurden. Stellvertretend um Vergebung bitten (Buße tun) und Vergebung aussprechen.
    3. Über die Unterschiede der Gruppen reden und wo sie bestehen bleiben, den Anderen in der Unterschiedlichkeit wertschätzen und ihn segnen.
    4. Vor Gott prüfen, wo wir unseren gemeinsamen Auftrag  – Taten der Nächstenliebe , Mission, Fürbitte, Anbetung usw. – auch gemeinsam nachkommen können.

Ich stelle mir vor, dass so ein Schritt zum Eins werden von Gemeinden innerhalb einer Stadt begonnen werden kann.
Wem ist das so wichtig, dass er dafür Zeitund Energie einsetzt und den heilgen Geist bittet, die nötigen Schritte zu zeigen. Alle, auf die das zurtrifft, mögen sich zusammenfinden.

Anmerkungen:

  1. Mir ist dieses Thema schon lange wichtig.  Über Kommentare mit Ergänzungen oder Korrekturen freue ich mich sehr.
  2. Anregungen zu diesen Gedanken kommen aus dem Buch von Jobst Bittner: Die Decke des Schweigens.

  Bibelstellen:

(Johannes 17.20)Aber nicht für diese allein bitte ich, sondern auch für die, welche durch ihr Wort an mich glauben,
(21) damit sie alle eins seien, wie du, Vater, in mir und ich in dir, dass auch sie in uns eins seien, damit die Welt glaube, dass du mich gesandt hast.
(22) Und die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben, dass sie eins seien, wie wir eins sind
(23) – ich in ihnen und du in mir -, dass sie in eins vollendet seien, damit die Welt erkenne, dass du mich gesandt und sie geliebt hast, wie du mich geliebt hast.

(Apostelgeschichte 2,1 ) Und als der Pfingsttag gekommen war, waren sie alle an einem Ort beieinander.
2 Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Wind und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen.
3 Und es erschienen ihnen Zungen, zerteilt wie von Feuer; und er setzte sich auf einen jeden von ihnen,
4 und sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist und fingen an zu predigen in andern Sprachen, wie der Geist ihnen gab auszusprechen.

(Apostelgeschichte 2;40) Auch mit vielen andern Worten bezeugte er das und ermahnte sie und sprach: Lasst euch erretten aus diesem verkehrten Geschlecht
41 Die nun sein Wort annahmen, ließen sich taufen; und an diesem Tage wurden hinzugefügt etwa dreitausend Menschen.
42 Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet.

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4 Gedanken zu „damit sie alle eins seien, wie du, Vater, in mir und ich in dir, (Joh 17,21)

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  3. Ich finde die Ausführungen sehr interessant und hilfreich.
    Wir können Menschen in ihrer Unterschiedlichen Lehrmeinung wertschätzen, dass ist gar keine Frage. Aber wir können auch nicht vor falschen Lehren, die aus der Tradition heraus entstanden sind für gut heissen. Wir dürfen dem Wort Gottes nichts hinzufügen, auch nichts hineinlegen was da gar nicht steht. Da brauche ich erstmal nur das Wort zu lesen. Aber ich bin mir sicher, das der Heilige Geist die Einheit schaffen wird. Weil sie im Willen Gottes ist. Es gibt eine Einheit der Christen, die keiner Religion folgen, sondern ganz allein Jesus Christus. Davon bin ich überzeugt.

  4. Ich stimme deinen Gedanken voll zu. Es ist gut das Wort ohne Vorurteile zu lesen und auf uns einwirken zu lassen. Dann wirkt das Wort in uns und kann unsere Haltung und Einstellung vertiefen, dabei hilft uns der heilige Geist und baut auf dem auf, was in uns schon an Erkenntnis der Wahrheit vorhanden ist. Ein nur abgespeichertes Wort, das nicht verinnerlicht wurde hilft nicht.
    (kiki23) Gerhard

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